Die Erklärung von Great Barrington

Als Spezialisten für Infektionsepidemiologie und Öffentliches Gesundheitswesen sind wir zutiefst besorgt über die schädlichen Auswirkungen der vorherrschenden COVID-19-Politik auf die körperliche und geistige Gesundheit und empfehlen einen Ansatz, den wir Gezielten Schutz nennen.

Wir kommen sowohl von links und rechts als auch aus der ganzen Welt und haben unsere gesamte berufliche Laufbahn dem Schutz der Menschen gewidmet. Die derzeitige Lockdown-Politik wirkt sich kurz- und langfristig verheerend auf die öffentliche Gesundheit aus. Zu den Ergebnissen (um nur einige zu nennen) gehören niedrigere Impfraten bei Kindern, verschlechterte Ergebnisse bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weniger Krebsvorsorgeuntersuchungen und eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit – was in den kommenden Jahren zu einer höheren Übersterblichkeit führen wird, wobei die Werktätigen und die jüngeren Mitglieder der Gesellschaft die schwerste Last tragen werden. Schüler von der Schule fernzuhalten, ist eine schwerwiegende Ungerechtigkeit.

Interview mit Martin Kulldorf (Harvard), Sunetra Gutpta (Oxford), Jay Bhattacharya (Stanford)

Diese Maßnahmen so lange aufrechtzuerhalten, bis ein Impfstoff zur Verfügung steht, wird irreparablen Schaden verursachen, wobei die sozial Benachteiligten unverhältnismäßig schwer geschädigt werden.

Glücklicherweise wächst unser Verständnis des Virus. Wir wissen, dass die Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu sterben, bei alten und geschwächten Menschen mehr als tausendmal höher ist als bei jungen. Für Kinder ist COVID-19 sogar weniger gefährlich als viele andere Krankheiten, darunter auch die Grippe.

Wenn sich in der Bevölkerung eine Immunität aufbaut, sinkt das Infektionsrisiko für alle – auch für die besonders Schutzbedürftigen! Wir wissen, dass alle Bevölkerungsgruppen schließlich eine Herdenimmunität erreichen werden – d.h. den Punkt, an dem die Rate der Neuinfektionen stabil ist – und dass dies auch durch einen Impfstoff unterstützt werden kann (aber nicht davon abhängig ist). Unser Ziel sollte es daher sein, die Sterblichkeit und den sozialen Schaden zu minimieren, bis wir die Herdenimmunität erreicht haben.

Der wohl durchdachteste Ansatz, bei dem Risiko und Nutzen des Erreichens der Herdenimmunität gegeneinander abgewogen werden, besteht darin, denjenigen, die einem minimalen Sterberisiko ausgesetzt sind, ein normales Leben zu ermöglichen, damit sie durch eine natürliche Infektion eine Immunität gegen das Virus aufbauen können, während die Menschen mit dem höchsten Risiko besser geschützt werden. Wir nennen dies gezielter Schutz.

Maßnahmen zum Schutz der Risikogruppen sollten das zentrale Ziel der Gesundheitspolitik in Bezug auf COVID-19 sein. Zum Beispiel sollten Pflegeheime Personal mit erworbener Immunität einsetzen und häufige PCR-Tests bei anderen Mitarbeitern und allen Besuchern durchführen. Die Personalrotation sollte minimiert werden. Rentner, die zu Hause leben, sollten sich Lebensmittel und andere wichtige Dinge nach Hause liefern lassen. Soweit möglich, sollten sie Familienmitglieder eher im Freien als in geschlossenen Räumen treffen. Eine umfassende und detaillierte Liste von Maßnahmen, die auch Ansätze für Mehrgenerationenhaushalte einschließt, kann umgesetzt werden und liegt absolut im Rahmen der Fähigkeiten und Kompetenzen von Fachkräften des öffentlichen Gesundheitswesens.

Diejenigen, die nicht gefährdet sind, sollten sofort wieder ein normales Leben führen dürfen. Einfache Hygienemaßnahmen wie Händewaschen und der Verbleib zu Hause im Krankheitsfall sollten von allen praktiziert werden, um die Schwelle der Herdenimmunität niedrig zu halten. Schulen und Universitäten sollten für den persönlichen Unterricht geöffnet sein. Außerschulische Aktivitäten, wie z.B. Sport, sollten wieder aufgenommen werden. Junge Erwachsene mit geringem Risiko sollten normal und nicht von zu Hause aus arbeiten. Restaurants und andere Geschäfte sollten geöffnet werden. Kunst, Musik, Sport und andere kulturelle Aktivitäten sollten wieder aufgenommen werden. Menschen, die stärker gefährdet sind, können sich auf eigenen Wunsch beteiligen, während die Gesellschaft als Ganzes davon profitiert, dass die Schutzbedürftigen durch diejenigen geschützt werden, die eine Herdenimmunität aufgebaut haben.

Diese Erklärung wurde am 4. Oktober 2020 in Great Barrington, Vereinigte Staaten von Amerika, verfasst und unterzeichnet von:

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Coronavirus: »Risiko etwa so groß wie tödlicher Autounfall«

Die Verhängung weit reichender Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des SARS-Coronavirus 2 ohne angemessene Datenbasis hat der Epidemiologe John Ioannids von der Stanford University früh kritisiert. Gemeinsam mit seinem Kollegen Jay Bhattacharya und weiteren Wissenschaftlern hat Ioannidis nun eine Studie vorgelegt, die am Beispiel des Santa Clara County in Kalifornien grundlegende Daten über die Ausbreitung des Virus erhoben hat. Mit Professor Ioannidis sprach John Kirby. Wir dokumentieren den Wortlaut des Gesprächs exklusiv in deutscher Übersetzung.

JOHN KIRBY: Dr. Ioannidis, mit Ihnen sagten Sie, es bräuchte mehr Daten, um die Lage bewerten zu können. Seithem haben Sie diese Daten fleißig gesammelt und drei Studien veröffentlicht. Beginnen wir mit der neuesten, die Sie als „COVID-19, Antikörper Seroprevalenz im Santa Clara County, Kalifornien“ bezeichnen. Was war der Zweck dieser Studie, und was haben Sie herausgefunden?

PROFESSOR IOANNIDIS: Das Ziel dieser Studie lag darin, eine Schätzung darüber zu erstellen, wie viele Menschen im Santa Clara County mit dem Virus infiziert wurden. Und um dies herauszufinden, haben wir untersucht, ob sie Antikörper gegen SARS-CoV-2 entwickelt hatten. Dazu haben wir eine Stichprobe von 3.300 Einwohnern im Bezirk Santa Clara auf Antikörper untersucht. Auf dieser Grundlage sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass zwischen 2,5 und 4,2 % der Bevölkerung des Countys Santa Clara Antikörper aufwiesen, was bedeutet, dass sie zuvor mit dem Virus infiziert waren.

KIRBY: Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus Ihrer Studie?

IOANNIDIS: Wenn man die Zahl derer vergleicht, die nach unserer Untersuchung infiziert worden sind – sie schwankt zwischen 48.000-81.000, mit der Zahl der Fälle, die zum gleichen Zeithorizont um den 1. April herum als infiziert gemeldet waren – das waren 956 Fälle, stellen wir fest, dass die Zahl der Infizierten zwischen 50 und 85 Mal höher ist als das, was amtlich angenommen worden war. Gleichzeitig bedeutet das, dass die Infektionsterblichkeitsrate, also die Wahrscheinlichkeit zu sterben, wenn man infiziert ist, um das 50- bis 85-fache abnimmt, weil der Nenner in der Berechnung um das 50- bis 85-fache größer wird. Diese Zahlen legen nahe, dass die Infektionsterblichkeitsrate für das neuartige Coronavirus wohl in der gleichen Größenordnung liegt wie die saisonale Grippe.

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Corona aus der Perspektive der Politik

Ruprecht Polenz ist ehemaliger Bundestagsabgeordneter und Generalsekretär der CDU. Er lebt seit dem 9. März 2020 in selbst auferlegter Isolation, um das Risiko der Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus zu minimieren. Herr Polenz ist in dreierlei Hinsicht Angehöriger einer Risikogruppe und hat als solcher viel Verständnis für die angeordneten Schutzmaßnahmen. Ich schätze Herrn Polenz als besonnenen Menschen mit hohem bürgerschaftlichen Engagement. Wir haben uns zum „Streitgespräch“ verabredet, nachdem ich ihm meine Sorgen über die Verhältnismäßigkeit der Mittel zur Abwehr einer auch nach offiziellen Angaben nicht exakt definierbaren Gefahr mitgeteilt habe.

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Die aktuellen Modelle zu COVID-19 sind nicht verlässlich

Von Eran Bendavid, Jay Bhattacharya, und Neeraj Sood

Außerordentliche Maßnahmen wie die Anordnung von Ausgangssperren und Quarantänen wären gerechtfertigt, wenn COVID-19 Millionen Menschen töten würde. Doch die entscheidenden Daten zur Bestimmung wie tödlich dieses Virus wirklich ist, hat niemand gemessen. Es gibt sogar plausible Argumente dafür, dass die aktuellen Schätzungen um Größenordnungen daneben liegen. Allen schrecklichen Prognosen vieler Epidemiologen und Modellierer zum Trotz haben wir nur wenige zuverlässige Informationen darüber, dass COVID-19 ohne solche Schutzmaßnahmen Millionen Menschen töten wird.

Die Furcht vor COVID-19 beruht auf der hohen geschätzten Todesfallrate – etwa 2% bis 4% der Menschen mit bestätigtem COVID-19 sind gestorben. Wenn also 100 Millionen Amerikaner letztendlich COVID-19 bekommen, könnten unvorstellbare 2 bis 4 Millionen sterben. Wir glauben, dass diese Schätzung äußerst ungenau ist. Die wahre Todesrate ergibt sich aus dem Anteil der Erkrankten, die sterben, und nicht aus den Todesfällen unter den identifizierten positiven Fällen. Die Zahl der Fälle ist eine irreführende Hochrechnungen der Zahl der Infektionen aufgrund von Selektionsverzerrungen bei den Tests. Wie groß die resultierende Abweichung wirklich ist, könnte den Unterschied zwischen einer Epidemie mit 2 Millionen oder mit 20.000 Todesfällen ausmachen. Wenn die Zahl der tatsächlichen Infektionen viel größer ist als die Zahl der Fälle – um Größenordnungen größer – dann ist auch die tatsächliche Todesrate viel niedriger. Ist dies plausibel? Die bisherigen Daten legen nahe, dass dies nicht nur plausibel, sondern auch wahrscheinlich ist.

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