»Zweite Welle? Nein! Wir können es uns bloß leisten, exzessiv zu testen!«

Jean-Francois Toussaint zu interviewen fühlte sich oft eher wie ein Gespräch mit einem Philosophen als mit einem Mediziner an. Als Professor für Physiologie an der Universität Paris und Direktor von IRMES mag es ungewöhnlich klingen, dass er großen Wert darauf legt, den Menschen ihre „Genuss- und Lebensfreude“ zurückzugeben und die Schönheiten des Lebens wiederzuentdecken, aber deshalb fanden wir ihn so faszinierend.

Nach Ansicht von Toussaint hat die Covid-19-Pandemie die „Obergrenze“ der menschlichen Entwicklung aufgedeckt, was durch die Tatsache belegt wird, dass einige der am schlimmsten betroffenen Regionen der Welt auch die am höchsten entwickelten sind. Dies, sagt er, habe uns gezwungen, uns mit den Limitationen unserer Spezies auseinanderzusetzen. Als solche sollten wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, das Leben zu „erfüllen“, anstatt uns auf ewig „in einer Höhle“ (Lockdown) zu verstecken.

Ob man ihm zustimmt oder nicht, der Professor schlägt mit Sicherheit eine neue Richtung in der Covid-Debatte ein. Sehen Sie es sich an und lassen Sie uns wissen, was Sie denken!

Wichtiges Interview mit Professor Jean-Francois Toussaint aus Paris. Er schaut in einem ähnlich ganzheitlichen Blick auf das Virus wie vor einigen Wochen Dr. Zach Bush
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»Es gibt keine zweite Welle«

Professor Jean-Francois Toussaint kritisiert Politiker für ungerechtfertigte Warnungen vor einer zweiten Welle.

Professor Jean-Francois Toussaint demaskiert im französischen Fernsehen die Panikmache um „neue Fallzahlen“. Einzig entscheidend in einer Pandemie seien die Zahlen der Toten, der Hospitalisierten und der Intensivpatienten. Diese seien seit Monaten rückläufig und seit Wochen sehr niedrig, auch in Frankreich. „Es gibt keine zweite Welle!“ Die Covid-Kurven verlaufen demnach in allen europäischen Ländern nach dem selben Muster, was den Sinn von Lockdown Maßnahmen in Zweifel ziehe.

Zu Masken kritisierte der Wissenschaftler den Aktionismus. Es gebe nur sehr wenige Studien, von denen keine die Umweltbedingungen (Klima, Temperatur, Luftfeuchtigkeit) berücksichtige. Aussagen einer Wirksamkeit von Masken ohne diese Differenzierungen seien unwissenschaftlich. Er ging hart mit verantwortlichen Politikern ins Gericht, die sich in Katastrophenwarnungen ergingen, während sie selbst die Sommerfrische am Urlaubsdomizil genießen.

Zweierlei Maß

Die BILD – Zeitung hat sich entschieden, kritisch die Arbeit von Star-Virologe Christian Drosten zu beleuchten. Und was macht Deutschland? Solidarisiert sich mit dem „Angegriffenen“. Drosten selbst unterstellt dem Springer-Blatt „“. Das mag sein. Interessant ist jedoch, wie mit zweierlei Maß gemessen zu werden scheint, wenn ein Wissenschaftler von Journalisten hart angefasst wird. Erinnert sich noch jemand an die Aufregung um die Heinsberg-Studie?

Im Fall BILD vs. Drosten geht es um Aussagen zur Infektiosität von Kindern – und um die Empfehlung zur Schließung vonKitas und Schulen trotz Kritik an der wissenschaftlich umstrittenen Grundlage. Die nennt BILD heute: grob falsch. Drosten habe jedoch „im Konjunktiv“ gewarnt, heisst es dazu im Tagesspiegel zu seiner Verteidigung. Es sei also gar nicht „grob falsch“, was er publiziert habe.

Bei Professor Streeck war man Anfang April weniger nachsichtig: die Veröffentlichung von Zwischenergebnissen der Heinsberg-Studie wurde ihm als „grob falsche Berechnung“ vorgehalten. Und zwar durch die Bank. Mehr noch: seine Motive wurden in Zweifel gezogen. Kaum jemand verteidigte den Bonner Forscher, obwohl sein Vorgehen keinesfalls unwissenschaftlich war (es ist übliche Praxis, Zwischenergebnisse zu publizieren) und sich auch im Nachhinein als schlüssig und konsistent erwies. Trotzdem wurde Streeck mit einem Shit-Storm überzogen – und stand allein im Regen!

Könnte es etwas mit der Tatsache zu tun haben, dass Streeck die Gefährlichkeit des Virus von Anfang an hinterfragt hat?

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»Social Distancing wird zu mehr Toten führen!«

Wir setzen die Dokumentation des Wortlauts eines Interviews fort, welches Prof. Dr. Knut M. Wittkowski dem TPP-Projekt gegeben hat, und in dem er sich kritisch mit den Maßnahmen zur Eindämmung des SARS-Corona-2-Virus auseinandersetzt.

In diesem Abschnitt spricht Professor Wittkowski unter anderem über die Bedeutung von gemeldeten Fallzahlen, über die Konsequenzen der Ausdehnung einer Atemwegserkrankung und darüber, weshalb Containment-Strategien für respiratorische Viren scheitern müssen.

Über mehr als 20 Jahre war Professor Wittkowski als Biostatistiker und Modeller an der Rockefeller University in New York City tätig. Zuvor hatte er sich an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen unter Professor Dietz einen Namen in der Erforschung der von HIV ausgelösten AIDS-Erkrankung einen Namen gemacht.

Prof. Dr. Knut Wittkowski: Ich habe mich mit der von einigen geäußerten Behauptung auseinandergesetzt, dass in China und Südkorea die soziale Distanzierung erfolgreich zur Kontrolle der Epidemie beigetragen habe. Ich habe mir die Daten angesehen, wann man dort tatsächlich mit der sozialen Distanzierung begonnen hat. In China erreichte die Epidemie in der Zeit vom 1. bis 5. Februar ihren Höhepunkt. Aber die Schulen wurden erst am 20. Februar, also zwei Wochen später, geschlossen. In Südkorea haben wir ein ähnliches Muster: In Daegu, oder wie auch immer die Stadt ausgesprochen wird, die in der die Kirchengemeinde Shincheonji diesen Ausbruch hatte, wurde die Selbstisolierung erst am 23. Februar angeordnet, als bereits der Höhepunkt in dieser Stadt erreicht wurde. Die nationale Distanzierung wurde erst am 29. Februar angeordnet, aber das ist eine Woche später, als der nationale Höhepunkt eintrat! Sowohl in China als auch in Südkorea begann die soziale Distanzierung also erst lange, nachdem die Zahl der Infektionen bereits rückläufig war, und sie hat sich daher nur sehr wenig auf die Epidemie ausgewirkt. Das bedeutet, dass man dort bereits Herdenimmunität erreicht hatte, oder man stand kurz davor, die Herdenimmunität zu erreichen. Sie stand unmittelbar bevor. Aber durch die Anordnung der sozialen Distanzierung verhinderten sie, dass es tatsächlich zum Endpunkt kam, weshalb wir auch einige Wochen nach dem Höhepunkt noch immer neue Fälle in Südkorea sehen.

The Press and the People Program (TPPP): Sie sagten, man diese Viruserkrankung, weil sie über die Luft übertragen wird, nicht durch Rückverfolgung oder durch soziale Distanzierung bekämpfen kann. Können Sie erklären, warum das so ist?

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