Glyphosat ist das weltweit meist verwendete Herbizid. Der Anstieg in verbrauchter Menge verläuft nahezu parallel zum Anstieg der Häufigkeiten zahlreicher Erkrankungen. Ist das Zufall? Nein, sagt Dr. Stephanie Seneff, die am Massachusetts Institute of Technology (MIT) als Leitendende Wissenschaftlerin tätig ist. Auch wenn Korrelation nicht das Gleiche ist wie Ursächlichkeit, sagt Dr. Seneff, so ist sie aber ein wichtiges Indiz für die Ursachenforschung. Ausgestattet mit einem Abschluss in Biologie vom MIT hat sich die Computerwissenschaftlerin im Team mit dem Chemiker Anthony Samsel auf die systematische Suche nach Zusammenhängen gemacht. Beide fördern verblüffende Ergebnisse zutage. Die chemische Struktur des Moleküls ist – auch für Menschen – extrem problematisch und mit hoher Wahrscheinlichkeit verantwortlich für den Anstieg bei Autismus und anderen ernsthaften Erkrankungen. Monsanto, der Konzern, welcher Glyphosat 1974 als Herbizid hat patentieren lassen, ist sich der Gefahren bewusst gewesen, sagt Dr. Seneff in einem Exklusiv-Interview. Trotzdem sind entsprechende unabhängige Studien dazu bisher nicht durchgeführt worden. Warum nicht? Darüber sprach vitalstoffblog.blog Herausgeber Uwe Alschner mit Dr. Stephanie Seneff.
Das Interview hat folgenden Wortlaut:
Vitalstoffblog: Herzlich Willkommen, Dr. Stephanie Seneff! Ich nehme an, Sie sind in Boston?
Stephanie Seneff: Ja, im verschneiten Boston. Es hat hier zuletzt stark geschneit.
VB: Ja. Also nochmals vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen für dieses Interview für das https://vitalstoff.blog. Unser Publikum und die Leser wissen, dass sie hier Informationen erhalten rund um das Thema ganzheitlicher Medizin, Gesundheit und Wohlbefinden im allgemeinenund wir haben uns verabredet, um über ein Thema zu reden, dass Ihnen besonders am Herzen liegt.
Sie sind eine der führenden Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet der Bewertung möglicher und wohl auch wahrscheinlicher Risiken einer Substanz namens Glyphosat.
Vielleicht, Stephanie, geben Sie uns eine kurze Einführung zu Ihrem beruflichen Hintergrund und was Sie auf diesem Gebiet bisher untersucht haben.
SS: Ja, gerne. Ich habe alle meine Abschlüsse vom MIT [Massachusetts Institute of Technology] in Cambridge, Massachusetts. Ich habe einen einfachen Abschluss in Biologie und dann einen Master E.E. sowie eine Promotion in Computerwissenschaften und Elektrotechnik. Fast mein ganzes Berufsleben war ich am Labor für Computerwissenschaft und Künstliche Intelligenz [CSAIL] am MIT beschäftigt, wo ich inzwischen als Leiterin einer Forschungsgruppe arbeite. Das ist die höchste Position für Forschungsmitarbeiter.
Viele Jahre lang bestand meine Aufgabe darin, Systeme zu entwickeln, mit deren Hilfe Mensch und Computer über Sprachsteuerungmiteinander kommunizieren können. Also Vorläufer von Dingen wie [Apple’s] Siri oder Amazon Echo, wenn Ihnen das was sagt.
Inzwischen ist diese Entwicklung ausgereift und ich war auch froh, mich mit anderen Fragen beschäftigen zu können, nachdem die Unternehmen den bisherigen Bereich nur noch intern entwickeln und unsere Arbeit nicht mehr nötig war.
Eine Epidemie bei Autismus und Alzheimer
Vor etwa zehn Jahren habe ich dann begonnen, mich mit der Epidemie zu beschäftigen, die wir in Amerika mit Autismus erleben. Die Steigerungsraten potenzierten sich und mir war klar, dass exponentielles Wachstum sehr schnell unbeherrschbar wird, wenn die Zahlen größer werden.
Und genau das passiert jetzt. Die aktuelle Prognose für Autismus in den USA besagt, dass von 36 Kindern eines eine Form von Autismus entwickelt. Das ist eine schreckliche Quote. Die Regierung redet sich damit heraus, dass die Diagnose einfach häufiger gestellt wird, aber es war einmal eines von 10.000 Kindern, und dass heisst, das die Diagnose sehr viel öfter gestellt wird.
Ein Drittel aller Fälle betrifft Kinder, die nicht sprechen. Solche Kinder wären früher ganz sicher aufgefallen! Aus meiner Sicht kann kein Zweifel daran bestehen, dass wir es mit einer echten Epidemie zu tun haben. Auch weil sich dieser Trend im Detail deckt mit dem Anstieg, den wir bei Alzheimer Demenz bei Senioren erleben.
Das ist schockierend für unser Land! Da sieht es so aus – ich kann die Zahlen kaum glauben -insofern hoffe ich, dass ich mich irre, denn ich höre, dass Menschen in Amerika, die älter sind als 75, bereits zu einem Drittel unter Demenz leiden.
Selbst wenn ich mich irre, und nur das Risiko für eine Demenz bei eins zu drei liegt, was ich im Moment nicht genau erinnere, ist das alleine schon schrecklich genug.
Stellen Sie sich das vor: Sie werden 75 und sind mit dreißigprozentiger Wahrscheinlichkeit dement!
Ich sehe viele Parallelen zwischen Autismus und Demenz. Sie haben eine Menge gemeinsam, und ich denke, beide, also die Epidemie ist in beiden Fällen eine Folge von Glyphosat. Daran habe ich heute so gut wie keinen Zweifel.
VB: Sie können das nicht wissen, aber Ihr Vorgänger im Interview, das wir hier zuletzt hatten, war Dr. Dale Bredesen [UCLA], dessen Buch „Die Alzheimer Revolution“ im Mai auf deutsch erscheint, hat über diese Dinge gesprochen, die Sie eben erwähnt haben. Das ist sehr, sehr Besorgnis erregend, doch andererseits gibt es einiges, was wir diesbezüglich selbst in der Hand haben. Voraussetzung ist, dass wir wissenschaftlich verstehen,was wirklich passiert.
Ohne dass ich selbst Naturwissenschaftler bin, sieht es doch so aus, dass alles mit dem Darm zusammenhängt, oder?
SS: Genau so ist es, Und so bin ich auch auf den Zusammenhang mit Autismus gekommen. Ich finde es sehr interessant, weil ich mein Studium des Autismus begann, indem ich alle Aufsätze las, die überhaupt dazu zu finden waren. Mein Gebiet war ja ursprünglich Computerwissenschaft, und natürlich habe ich dazu Computer genutzt, um die Informationen aufzubereiten und auszuwerten hinsichtlich der Risikofaktoren. Verstehen Sie? Giftige Chemikalien, wie Aluminium, Blei, Quecksilber, Fluor. All’ die Dinge, die unsere Umwelt belasten, Impfstoffe.
Fünf Jahre hat das gedauert. Begonnen habe ich damit vor zehn Jahren und war vor fünf Jahren fertig mit dieser Analyse. Und es war frustrierend, denn es war ganz offensichtlich alles mit dem Darm verbunden.
Ich sah, dass autistische Kinder sehr viele Probleme mit ihrem Darm hatten. Und ich kannte auch die Arbeit von [Dr.] Andrew Wakefield über den MMR Wirkstoff aus England.
Was ihm damals seitens der Regierung passiert ist, kann man nur als Albtraum bezeichnen. Ich sah also, dass es Darmprobleme bei Autismus gab, aber ich verstand nicht, warum. Ich dachte, vielleicht zu viele Antibiotika oder Schmerzmittel. Es ergab zunächst keinen Sinn. Diese Faktoren waren nicht geeignet, die Epidemie zu erklären, die sich vor unseren Augen abspielte.
Einer glücklichen Fügung verdanke ich, dass ich damals eine Konferenz besuchte, die in Indianapolis, Indiana, stattfand, und auf der auch Don Huber sprach. Ich kannte ihn damals gar nicht. Professor Don Huber, ein emeritierter Professor der Universität Purdue. Er ist heute 80 Jahre alt und er ist immer noch sehr aktiv. Er bereist die ganze Welt und spricht über Glyphosat.
Glyphosat ist überall
Damals hielt er eine zweistündige Rede. Ganz ehrlich: als ich damals in den Saal kam, hatte ich keine Ahnung von Glyphosat. Aber ich habe zwei Stunden lang jedes Wort verschlungen, was Don Huber sagte. Nach den zwei Stunden seines Vortrags war ich sicher: Jetzt konnte ich den Anstieg von Autismus erklären.
Ich war mir ganz sicher: Die Antwort lautet Glyphosat. Das Problem ist: Glyphosat ist überall in unserer Umwelt. Es ist die Chemikalie, die in den USA am meisten verwendet wird. Die USA haben den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Glyphosat. Und es findet sich in jedem Lebensmittel: Es findet sich in Oreo-Keksen, genau so wie in den gentechnik-freien Cheerios, verstehen Sie: all die Produkte, die Kinder so lieben … Die Goldfisch-Cracker. Alles enthält Glyphosat. Das Brot, der Zucker, Fett, Rapsöl, Maiskeimöl, Sojaöl. Das sind alles gentechnisch veränderte Roundup-Ready Pflanzen, die gegen Glyphosat resistent sind. Die Zucker und Fette landen in der Lebensmittelindustrie. Deswegen ist Gyphosat in jedem Produkt der industriell gefertigten Nahrung.
Das Getreide wird vor der Ernte mit Glyphosat besprüht. Es ist nicht genetisch verändert, aber es wird vor der Ernte gesprüht, damit die Hülsenfrüchte, also etwa Linsen, Erbsen, Kichererbsen, Bohnen. Sie sind alle stark belastet mit Glyphosat. Damit ist es praktisch überall in der Nahrung und die Kinder essen die industriell hergestellte Nahrung, der es zudem an Nährstoffen mangelt, an Mineralien. Sie sind also doppelt belastet: mit Nährstoffmangel und mit Gift. Sie nehmen mit jeder Mahlzeit mehr Gift auf. Und das Gift ist Glyphosat.
Inzwischen ist mir klar, auf welche ungewöhnliche und exotische Weise das Glyphosat toxisch wirkt, was eine sehr lange Liste an Erkrankungen erklären würde. Es geht längst nicht mehr nur um Alzheimer und Autismus, sondern um alle möglichen Darmerkrankungen, verstehen Sie? Chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Zöliakie, alle Autoimmunerkrankungen, Multiple Sklerose, Krebs. Verschiedene Formen von Krebs: Bauchspeicheldrüsen- und Schilddrüsenkrebs, Blasenkrebs, Nierenkrebs, Leberkrebs, all das steigt dramatisch an.
Die USA befinden sich in einer totalen Krise des Gesundheitswesens, weil so viele Menschen krank sind, ohne sich die Krankenversicherung leisten zu können, weil die Beiträge durch die Decke gehen. Wir haben so viele kranke Menschen und die Ärzte werden reich. Denn sie haben viele Patienten.
Doch sie wissen nicht, wie sie sie behandeln sollen. Die Menschen wenden sich alternativen Heilmethoden zu, weil die Schulmedizin sie völlig aufgegeben hat.
Es ist einfach sehr traurig: plötzlich sind da Krankheiten, die es früher nicht gab, verstehen Sie? So wie eosinophile Ösophargitis. Das gab es nicht, bevor Glyphosat in die Nahrung gelangte.
Ich denke, es ist der außergewöhnliche, spannende, schleichende und kumulative Mechanismus der Vergiftung, der es so schwer macht, die Zusammenhänge zu erkennen. Das Gift baut sich nach und nach auf und führt schließlich zu einer gesundheitlichen Krise.
Diese Krise kann sich in vielen unterschiedlichen Formen ausprägen, je nachdem, wohin das Glyphosate gelangt, und welche Gewebe es betrifft.
Es ist sehr komplex. Auch der Zustand unseres Mikrobioms ist entscheidend, verstehen Sie? Je nachdem, wie das Mikrobiom aussieht, kommt es zu unterschiedlichen Reaktionen. Es ist sehr kompliziert, aber es ist erstaunlich. Wirklich bemerkenswert, und sehr beängstigend.
Die U.S. Regierung hält es nicht einmal für notwendig, Glyphosat-Rückstände in Nahrungsmitteln messen zu lassen. In Kanada gibt es einen Aktivisten, Tony Mitra. Er ist ein Freund geworden.
Nach langjährigen Bemühungen hat er die kanadische Regierung dazu gebracht, mehr als 8.000 Proben in unterschiedlichen Nahrungsmitteln zu testen. Sowohl einheimische Produkte, als auch Importe aus den USA, Importe aus der EU und Importe aus Mexiko.
Er hat auch ein Buch geschrieben mit dem Titel „Poison Foods of North America“ [„Die Giftnahrung von Nordamerika“], was kürzlich erschien. Darin zeigt er viele Ergebnisse der Untersuchungen, die die kanadische Regierung veranlasst und gemessen hat. Ich finde es sehr beunruhigend, weil sich zeigt, dass die USA und Kanada sehr viel höhere Belastungen haben als Europa oder Mexiko.
Mexiko hat ähnlich wie Europa sehr viel sichere Nahrungsmittel, das ist schon erstaunlich. Ihr da drüben in Europa geht sehr viel besser mit eurer Bevölkerung um als wir hier in den USA.
VB: Gut zu wissen. Lassen Sie uns darüber sprechen, wie es überhaupt zum Kontakt zwischen uns kam. Und zwar ging es um die Anfrage und die Bitte einer führenden süddeutschen Zeitung. Wir verraten den Titel hier nicht, weil das auch nichts zur Sache tut. Es genügt, dass diese Zeitung schließlich, nach mehreren Wochen des Austausches und der Zusage, einen bereits redigierten Beitrag von Ihnen über Glyphosat zurückgezogen hat.
Begründet wurde dies von der Zeitung mit Zweifeln an Ihrer Qualifikation als Expertin in der Forschung zu Glyphosat. Der Wirkstoff gelte als einer der sichersten Chemikalien für den Einsatz in der Landwirtschaft.
Soweit diese Vorgeschichte. Vielleicht könnten Sie versuchen, dem Publikum zu erklären: Mit welchen Argumenten glauben die Industrie und Politiker, dass Glyphosat sicher sei, wenn die Forschung das Gegenteil zeigt? Glyphosat ist danach eben gerade nicht sicher, oder?
SS: Nein, ist es nicht. Es wirkt wie gesagt schleichend, die Toxizität baut sich nach und nach auf, was den Leuten nicht klar ist.
Ich wage hier aber die Aussage: Ich glaube den Verantwortlichen bei Monsanto ist es bekannt! Ich glaube, dass sie von der schleichend aufbauenden Toxizität von Glyphosat wissen, von der ich spreche, und die ich Ihnen allen nun erläutern werde:
Es ist ein Glycin Molekül. Glycin ist eine Aminosäure. Aminosäuren sind die Bausteine der Proteine. Alle Proteine im Körper sind aufgereiht wie die Perlen eine Kette. Nur sind es hier die Aminosäuren in unterschiedlicher Folge. Insgesamt gibt es etwa 20 verschiedene kodierende Aminosäuren. Glycin ist eine sehr, sehr wichtige von diesen. Es ist die kleinste Aminosäure, sie hat keine Aminosäureseitenketten.
Glyphosat ist ein vollständiges Glycinmolekül, bis auf einen Unterschied: Der Wasserstoff, an dem gewöhnlich Stickstoff anbinden würde, ist bei Glyphosat ersetzt worden durch eine Methylphosphan-Gruppe. Das bedeutet, dass etwas an den Stickstoff angefügt wurde, wodurch es sich um ein modifiziertes Glycinmolekül handelt. Denn der Glycin-Teil des neuen Moleküls ist genau so beschaffen, wie das natürliche Glycin. Weil es Glycin ist.
Und dadurch passiert – ich bin mir da so gut wie sicher – bei der Formung von Aminosäuren entsprechend dem genetischen Code, dass ist die Buchstabenfolge der DNA, wenn man Glycin betrachtet, und wenn das System, welches die Oberfläche und Form von Glycin überprüft, dann findet es diesen Glycin-Teil und bindet ihn. Nur dass an diesem Glycin noch mehr dranhängt, am Stickstoff. Dem System fällt aber das nicht auf, sondern es baut das Glyphosat-Molekül genau in die Proteinkette ein, anstelle des Glycin.
Glyphosat ist Glycin – und etwas mehr
Und bei manchen Proteinen hat das verheerende Folgen. Nicht immer. Manchmal fällt es nicht auf, weil der bestimmte Teil des Proteins nicht wichtig ist. Aber in der Forschungsliteratur – die ich durchdrungen habe, und dennoch jeden Tag neue Fundstellen entdecke, dort finden sich bestimmte Proteine, bestimmte Reste in der Proteinstruktur, die zwingend Glycin sein müssen.
In den Fällen hat man Experimente gemacht und das Glycin durch etwas anderes ausgetauscht, manchmal hat man es sogar durch Alanin ersetzt, der Aminosäure, die Glycin am ähnlichsten ist. Es hat nur eine weitere Methylgruppe.
Wenn man Glycin durch Alanin ersetzt, werden manchmal die Eigenschaften des Proteins komplett zerstört, so dass es seine Funktion verliert. Beispielsweise Myosin. Ich finde, das ist ein gutes Beispiel. Es ist das häufigste Protein in Muskeln. Muskelzellen bestehen zum größten Teil aus Myosin.
Myosin hat ein Glycin Molekül an Position 699. Wenn Glycin hier durch Alanin ersetzt wird, kann das Myosin seine Kontraktionsfähigkeit nur zu einem Prozent ausschöpfen. Nur ein Prozent! Das Molekül ist also praktisch zerstört,unfähig seine Aufgabe zu erfüllen.
Zeitgleich erleben wir eine Epidemie bei Chronischem Erschöpfungssyndrom, eine Krankheit, die wir vorher nicht kannten, und die die Menschen körperlich völlig ermüdet, Ihre Muskeln sind total erschöpft und funktionsunfähig. Meiner Ansicht nach könnte das daran liegen, dass in dem Myosinmolekül das Glycin durch Glyphosat verdrängt wurde.
Myosin ist natürlich auch sehr wichtig für die Peristaltik im Darm. Also die Bewegung des Mageninhalts durch den Darm. Dazu braucht man diese kontrahierenden Proteine. Man braucht Myosin. Darmträgheit wäre also die Folge, wenn sich Glyphosat in die Myosin-Moleküle der Darmmuskulatur einschleust. Willkürlich, einfach das Myosin unbrauchbar macht, indem es sich einbauen lässt, wo Glycin sein sollte.
Dadurch wäre das Protein nicht mehr funktionsfähig. Es gibt sehr, sehr viele andere Proteine, die auch Glycin an essentieller Stelle aufweisen. Eines davon ist Amyloid beta, der Stoff, aus dem die Ablagerungen sind, die bei Alzheimer auftreten. Die Forschung ist intensiv beschäftigt, zu verstehen, was genau da mit dem Amyloid beta passiert. Das Thema ist sehr komplex, und man versteht inzwischen, dass die toxische Form dieses Moleküls eine lösliche Form ist, die sich tatsächlich im Cytoplasma in der Zelle befindet, und nicht in der Zellmembran.
Ein normales Protein wäre ein Transmembranprotein, das die Membran durchdringt. Dazu benötigt es zwei essentielle Glycin Moleküle. Nein, mehr als zwei. Es sind eins, zwei, … vier essentielle Glycinreste, die gleichmäßig angeordnet sein müssen, damit die korrekte Molekülstruktur entsteht, damit das Protein sich richtig faltet und die sogenannte Alphahelix formt. Sie durchdringt die Membran. Ähnlich einer Schraube geht sie durch die Membran. Wird das Glycin von etwas anderem verdrängt, kann sich die Alphahelix nicht bilden. Statt dessen bildet sich ein sogenanntes ß-Faltblatt [Betasheet]. Das Betasheet wird ein lösliches Protein und verbindet sich mit anderen Betasheets, die durch Aluminium-Atome in Paaren zusammengelebt werden.
Durch diese Verklebung entstehen Oligomere. Oligomere von Amyloid beta im Cytoplasma der Zelle in löslicher Form. Das ist die toxische Form von Amyloid beta, und die Forschung hat sich auf Glycin als Problem eingeschossen. Natürlich ist Glycin nicht das Problem. Es war immer schon da. Hoch konserviert.
Plötzlich werden sie zum Problem. Sie werden zum Problem, weil es eben nicht Glycin ist, sondern mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Glyphosat!
Wenn das Glyphosat eingebaut wird, entsteht eine negative Ladung. Das zieht das Aluminium an. Zwei Amyloid beta Proteine werden verbunden durch einen Komplex aus Glyphosat und Aluminium. Ergebnis ist diese fiese Art von Protein, was die Neuronen absterben lässt.
Diese Geschichte ist wundervoll. Die ganze Geschichte ist rund. Allerdings übersehen sie den Glyphosat-Teil. Die Forscher haben alles enträtselt, ohne dass ihnen aufgefallen wäre, dass es das Glyphosat ist, welches das Amyloid falsch faltet.
VB: Ich verstehe. Das war jetzt eine ziemlich kompakte Darstellung wissenschaftlicher Hintergründe. Sie haben bereits erwähnt, dass Sie ein Biologie-Examen haben, erworben vom MIT. Sie kennen sich also in der Materie fachlich aus.
Und es bleibt festzuhalten, dass dies bis dato eine Hypothese ist. Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass dieser Gedanke nicht weiterverfolgt wird? Die Forschungsgemeinschaft und die Behörden interessiert das nicht. Warum? Aus welchem Grund hat das noch niemand überprüft?
SS: Ich finde das erstaunlich, um ehrlich zu sein. Ich hätte erwartet, dass Chemiker sehr interessiert wären, diese Hypothese zu testen. Ich habe mir auch überlegt, wie eine solche Studie aufgestellt sein müsste.
Mit mir zusammen arbeitet Anthony Samsel an diesem Thema. Gemeinsam haben wir einige Aufsätze dazu publiziert. Es gibt eine Methode, unsere Theorie zu testen. Die Forscher von Monsanto haben es bereits gemacht. Anthony ist im Besitz des Berichtes, welchen sie über dieses Experiment verfasst haben. Und der ist sehr bemerkenswert. In einem kürzlich veröffentlichten Aufsatz haben wir darüber geschrieben.
Unser Aufsatz „Glyphosat VI“ – Wir haben eine Reihe von Aufsätzen, die wir „Glyphosat I bis VI“ nennen – und in „Glyphosat VI“ hat Anthony einen Absatz dazu verfasst, in dem er diesen Bericht beschreibt, den er erhalten hat. Es ist natürlich ein Bericht, den Wissenschaftler bei Monsanto im Jahr 1989 verfasst haben, und der niemals veröffentlicht wurde.
Der Monsanto-Geheimbericht offenbart Problembewusstsein
Anthony hat ihn nach durch Hartnäckigkeit von der [amerikanischen Umweltbehörde] EPA ausgehändigt bekommen. Er hat ihn erhalten unter der Zusicherung, dass er ihn niemandem zeigen wird. Er darf darüber reden und schreiben, aber es ist ihm untersagt, die Kopien zu veröffentlichen.
Seine Augen sind die einzigen, die das Papier gesehen haben. Jedenfalls kenne ich niemanden, der dieses Papier auch von der EPA bekommen hätte. Die EPA hat es herausgegeben, aber es ist ein Dokument von Monsanto.
Dieses Dokument, das eine Forschungsstudie mit einer Fischart dokumentiert, es ist ein Blauer Sonnenbarsch [Lepomis macrochirus], Bluegill sunfish. Man hat sie radioaktivem C-14 markiertem Glyphosat ausgesetzt, so dass das Glyphosat über die Strahlung genau verfolgt werden kann.
Nachdem man die Fische diesem markierten Glyphosat ausgesetzt hat, wurden ihnen Gewebeproben entnommen, und darin wurde der Anteil an radioaktiven Molekülen gemessen.
Es wurde gemessen, wieviel Glyphosat-Moleküle die Fische angereichert hatten. Es gibt verschiedene Verfahren, mit denen das möglich ist. Eines davon hat Monsanto angewendet. Welches, das weiß ich nicht. Man kann es zum Beispiel mit dem ELISA-Verfahren messen [Enzyme Linked Immuno-Sorbent Assay].
Das Glyphosat wurde gemessen und es kam heraus, dass nur 17% Glyphosat nachweisbar waren. Monsanto glaubt das nicht, aber Glyphosat ist ziemlich beständig. Es baut sich sehr langsam ab.
Ein paar Organismen können das, aber menschliche Zellen können Glyphosat nicht abbauen. Monsanto verstand also nicht, warum nur 17% nachweisbar waren. Es hätte mehr sein müssen.
Dann haben sie folgendes gemacht: Sie hatten die Idee, ein Enzym zu verwenden, welches Protein abbaut. Das haben sie angewendet. Es war eine Proteinase, Proteinase A, oder Proteinase K, ich habe das nicht im Kopf. Sie haben jedenfalls dieses spezielle Enzym verwendet, welches Proteine in ihre einzelnen Aminosäuren zerlegt.
Und dabei haben sie entdeckt, dass bis zu 57% des radioaktiven Glyphosats nachgewiesen wurden. Mit anderen Worten: Eine Menge Glyphosat zwischen 17 und 57 Prozent konnte nicht entdeckt werden, weil es in die Fischproteine eingebaut war.
In dem Papier haben sie dazu auch einen Begriff geprägt,… ich versuche gerade, mich daran zu erinnern, wie der lautet. Dieser Begriff sagte aus, dass es in die Proteine übergegangen war. Ein eigener Begriff für dieses Phänomen, mit dem sie praktisch anerkannt haben, dass Glyphosat tatsächlich analog zu Glycin verstoffwechselt wird
Sie stellen sogar Vermutungen über den toxischen Mechanismus an, den es als Glycin-Analog besitzt, auch wenn sie diesbezüglich an andere Funktionen denken, die Glycin auch besitzt neben der Proteinsynthese.
Es ist eine anregende Aminosäure, die auch Neuronen stimuliert. Es hat unterschiedliche Funktionen. Es ist auch ein Vorläufer für Methyl, für Hämoglobin und Chlorophyll. Glyphosate hemmt diese Synthese von Hämoglobin und Chlorophyll. Einige Wissenschaftler halten diese Störung bei Chlorophyll für einen Teil der Giftwirkung bei Pflanzen.
Es verhält sich also wie ein Glycin, und dennoch wird nicht anerkannt, dass diese Glycin-Analogie sich ebenso innerhalb von Proteinen abspielen könnte. Aus meiner Sicht ist diese Studie, die Monsanto mit dem Blauen Sonnenbarsch gemacht hat, so gut wie ein schlüssiger Beleg dafür, dass genau das passiert. Meine Meinung. Andere könnten diese Studie wiederholen.
Die Schwierigkeit halte ich für gering. Für Chemiker mit einem Labor sollte es möglich sein. Aber ich vermute, dass Wissenschaftler scheuen, sich mit Monsanto anzulegen. Ich halte das für den wahrscheinlichsten Grund dafür, dass bisher niemand den Mut gefunden hat, sich hier gegen Monsanto zu positionieren.
Oder ihnen wurde im Chemiestudium so lange erzählt, es sei unmöglich, dass sie es einfach glauben. Denn das ist die andere Seite: … ich kann es mir nur so erklären, dass auch den Monsanto-Leuten klar ist, was passiert, und sie deshalb wissen, dass sie alles daran setzen müssen, um sicherzustellen, dass Chemiker diesen Glycin-Mechanismus für unmöglich halten.
Also muss es in der Ausbildung so beigebracht werden, dass es gar nicht erst in Erwägung gezogen wird. Ich kann es mir nur so vorstellen. Die Leute denken „es ist sehr unwahrscheinlich, dass es sich so verhält. Das brauche ich nicht zu untersuchen.“ Es ist wirklich erstaunlich!
Sogar das Protein, welches den Shikimatweg hemmt, es nennt sich EPSP Synthase, dieses Protein hat einen essentiellen Glycinrest genau an der Stelle, wo das Glyphosat eingreift. Man hat mehrere Arten Pflanzen gefunden, also, Monsanto hat mehrere Arten von Pflanzen gefunden [, bei denen es es so ist]. Darüber gibt es Forschungsaufsätze.
Parallel dazu haben mehrere Mikrobenarten unabhängig begonnen, das Glycin loszuwerden und statt dessen Alanin verwenden – genauer: sie verändern ihren DNA Code so, dass Alanin anstelle von Glycin eingebaut wird, und entwickeln auf diese Weise Resistenzen gegen Glyphosat. Egal wie hoch dosiert: das Glyphosat macht ihnen nichts mehr aus. Sehr bemerkenswert!
Es gibt eine wunderschöne Studie über e.coli Bakterien, die Glycin aufwiesen, was an der aktiven Stelle in Alanin getauscht wurde, wo das PEP bindet. An diesem Punkt hemmt Glyphosat gewöhnlich das Protein. Also, jenes Protein wird gestört, was zur Unterbrechung des Shikimatwegs führt. Die Unterbrechung dieses Enzymwegs ist nach Aussage von Monsanto der Mechanismus, durch den Glyphosat giftig wirkt.
Es geht alles darauf zurück, dass an der kritischen Stelle Glycin durch Glyphosat ersetzt wird. Das PEP kann nicht mehr anbinden, wodurch das Protein unbrauchbar wird. Damit ist der Shikimatweg unterbrochen. Es ist für mich ganz offensichtlich die Erklärung für das, was passiert, aber kein Forschungspapier geht darauf ein. Oder anders formuliert:
Niemand ist bereit, diese Erklärung zu formulieren, dass Glyphosat in Proteine eingebaut wird anstelle von Glycin. Ich finde das absolut erstaunlich. Auch weil es eine Reihe bekannter Toxine gibt, natürlich vorkommende Toxine, eines davon ist Glufosinat, was ebenfalls ein Herbizid ist.
Es gibt einige dieser natürlichen Herbizide, die von Organismen produziert werden. Sie wirken, indem sie Aminosäuren im Prozess der Proteinsynthese ersetzen. Dieser giftige Wirkmechanismus ist allgemein bekannt. Es gibt ihn auf natürliche Art in der Welt.
Glyphosat ist ein synthetisches Molekül. Kein lebendes System stellt es her, aber es dürfte auf genau die gleiche Weise wirken, wie diese anderen bekannten Toxine. Und zwar durch den Ersatz von Glycin im Prozess der Proteinsynthese. Es ist für mich so evident, aus vielen Gründen, dass das passiert.
Ich bin einfach nur sprachlos darüber, wie es [Monsanto] gelungen ist, diesen Ansatz so erfolgreich zu unterdrücken und dafür zu sorgen, dass niemand diesen Gedanken für möglich hält. Ich finde es wirklich sehr erstaunlich, was wir hier erleben.
VB: Das stimmt. Meinen Sie nicht, dass wir dem Publikum etwas mehr Hintergrundinformation geben sollten, wie so etwas möglich ist?
Sie haben es bereits erwähnt, dass es sich um eine synthetische Substanz handelt. Sie muss synthetisch sein, Menschenwerk, um sie besitzen zu können. Und um sie exklusiv vermarkten zu können.
Wenn Sie etwas exklusiv verkaufen können, von dem Sie sagen, dass es harmlos ist, was für Menschen unschädlich und risikolos ist, dann können Sie sehr viel Marktmacht erwerben und hohe Gewinne einstreichen. Einen Teil dieser Gewinne werden Sie natürlich nutzen, um bei Politik und Regierung für Gesetze in ihrem Interesse zu werben. Und sogar, um Wissenschaftler für sich zu gewinnen.
Zumindest in Deutschland und in Europa ist die Wissenschaft in hohem Maße abhängig von staatlicher Finanzierung. Hier gibt es wenige wohlhabende Universitäten wie in den USA.
Auf diese Weise – durch Lobbyarbeit – können Sie die Diskussion über die Risiken, die Sie genannt haben, kontrollieren.
Gemeinsam mit ihrem Kollegen [Anthony Samsel] zählen Sie zu den wenigen Wissenschaftlern, die sich klar positionieren und die offen über mögliche Risiken sprechen. Ich spreche dies hier an, weil Glyphosat ein wichtiges Thema in Europa ist.
Man hat es hier vor allem im Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Pflanzen diskutiert. Bekanntlich ist Europa – bis jetzt – sehr restriktiv gewesen, was gentechnisch veränderte Organismen [GMO] angeht. Glyphosat jedoch hat sich als Thema eigenständig etabliert. Es ist in der Diskussion auch ohne GMOs, weil es zunehmend in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt worden ist. Das ist bei uns in Europa auch so gewesen.
Im Herbst 2017 ging es um die Frage der Erneuerung der Zulassung von Glyphosat als Herbizid in der Europäischen Union. Bemerkenswerter Weise hat sich die Debatte jedoch vorwiegend um die Frage gedreht, ob Glyphosat Krebs erregt, oder nicht. Offensichtlich, weil Krebs die schwerste aller Erkrankungen sei.
Sie dagegen haben darauf hingewiesen, dass eine solch reduzierte Betrachtung nicht sehr viel Sinn macht. Die Wissenschaft ist sich in dieser Frage auch nicht einig:
Manche halten Glyphosat für Krebs erregend, andere halten diesen Beweis nicht für erbracht. Weil es keine Einigkeit in dieser Frage gab, hat die Politik gesagt: „ok, wir können deswegen die Lizenz erneuern.“
Wenn aber die eigentliche Gefahr auf einer anderen Ebene liegt, jenseits der Frage, ob Glyphosat Krebs erregend ist, oder nicht? Auch weil einige Krankheiten beispielsweise durch chronische Entzündungsprozesse zu Krebs führen können, auf Dauer betrachtet. Auf kurze und mittlere Sicht dagegen erzeugen sie viel schweres Leid, wie Sie beschrieben haben.
Viele Krankheiten sind nicht weniger gefährlich, auch wenn sie unter der Schwelle liegen, so „schrecklich“ zu sein wie Krebs. Das ist eine wirre Debatte. Was sagen Sie dazu?
SS: Das stimmt! Für mich ist Autismus etwa auch in keiner Weise weniger schrecklich als Krebs. Autismus ruiniert das Leben eines Kindes und das der Familie ebenfalls.
Für die Eltern ist es eine lebenslange Aufgabe, für ihr autistisches Kinds sorgen. So lange die Eltern leben. Und wenn die Eltern sterben, kommt das autistische Kind in eine Einrichtung und wird dort im Kern sich selbst überlassen.
Wir blicken auf eine furchtbare Krise in unserem Land. Die erste Welle an Kindern mit Autismus, die bald erwachsen sind. Es gibt Hilfsprogramme, die Ihnen helfen, Kinder zu erziehen. Aber wenn die 18 Jahre alt sind, ist man auf sich allein gestellt.
Eltern haben große Schwierigkeiten, mit einem erwachsenen Autisten über die Runden zu kommen. Und das wird immer schwieriger in Zukunft, weil während die erste Welle erwachsen wird, wächst unten in einer Quote von 1 aus 36 bereits die nächste Generation autistischer Kinder heran. So viele Kinder, das können wir kaum bewältigen. Wenn ich mir vorstelle, dass wir in Amerika in nicht all zu ferner Zukunft davon aufgezehrt werden …
Jeder, der noch gesund genug ist, wird rund um die Uhr beschäftigt sein, sich um Senioren mit Alzheimer und Kinder mit Autismus zu kümmern. Das werden Full-Time-Jobs sein, die jeder wird übernehmen müssen, und für anderes wird kaum noch Zeit bleiben.
Das sind die Aussichten, auf die wir zusteuern, wenn wir auf diesem Weg weitermachen wie bisher. Die Zahlen zeigen exponentielles Wachstum, ohne dass die Regierung sich irgendwie rührt. Sie reden nicht einmal darüber. Ganz so, als gäbe es das alles nicht. Das ist sehr merkwürdig, verstehen Sie?
Die Probleme der Darmgesundheit sind offensichtlich. Und die Studien haben bewiesen, dass Glyphosat die Darmflora schädigt. Besonders negativ betroffen sind die Bifidobakterien. Man weiß, dass sie bei autistischen Erkrankungen nicht vorhanden sind.
Es gibt eine lange Liste der Wirkungen, die Glyphosat erzeugt, und der Situation bei Autismus. So viele Übereinstimmungen.
Ein Mangel an Mangan. Glyphosat als Chelat bindet Mangan. Mangel an Gallensaft, zu wenig Acetat und Butyrat. Wir sehen viele Dinge in Studien mit Glyphosat, und wir sehen einiges in Modellversuchen zu Autismus an Mäusen.
Ein interessantes Ergebnis stammt aus einem Langzeitversuch mit Mäusen über mehrere Generationen. Man hat den Mäusen einfach Futter gegeben, dass mit Glyphosat belastet war. Anthony [Samsel] hat dieses Futter getestet, also das Futter für Nagetiere in Laborversuchen.
Es ist hochgradig mit Glyphosat belastet. Nicht überraschend, wenn man weiß, dass es von GMO Roundup-Ready Pflanzen stammt. Die Mäuse werden also effektiv mit Glyphosat vergiftet. Und das über mehrere Generationen hinweg. Die Nachkommen zeigen eine hohe Auffälligkeit für Mäuse-Autismus. Diese Mäuse haben Autismus. Man nennt sie BTBR Mäuse.
Faszinierende Mäuse. Man hat sich ihren Darm angesehen und genau beschrieben wie die Darmdefekte aussahen. Man hat dokumentiert, welche Bakterienstämme unterrepräsentiert sind, und welche zuviel vorhanden waren, und welche Probleme sich für den Darm daraus ergeben haben. Darmentzündung, Leaky Gut.
Die Mäuse hatten all’ diese Probleme, die auch autistische Kinder haben, und die man auch auf Glyphosat zurückführen kann. Daher ist es für mich so unglaublich offensichtlich, dass Glyphosat für die Epidemie bei Autismus verantwortlich ist. Die Wissenschaft ist sehr schön [klar].
„Ausmaß an Gutgläubigkeit ist erstaunlich“
Und trotzdem heisst es: „Nun ja, Glyphosat muss doch sicher sein, sonst würde die Regierung es nicht zulassen.“ Dieses Ausmaß an Gutgläubigkeit bei vielen Menschen ist einfach erstaunlich, … Sie können sich nicht vorstellen …,
Wenn man Ihnen lange genug erzählt hat, dass etwas wahr ist, dann wollen Sie lange nicht wahrhaben, dass es unwahr ist. Das Gehirn hat suggeriert bekommen, dass es wahr sei, und es läuft ja auch unterschwellig ab. Man nimmt die Nahrung zu sich, ohne dass es Bauchweh gibt, verstehen Sie. Sie merken nicht, wie Sie vergiftet werden, weil es schleichend und unterschwellig geschieht.
Und ist das Entscheidende. Das Glyphosat gelangt in den Weizen. Wir erleben eine Epidemie. Sie können sich nicht vorstellen, wieviele Kinder es betrifft. Es ist traurig, was in der Schule passiert. Abgesehen von den autistischen Kindern.
Sehr viele Kinder haben eine Notfallspritze mit Adrenalin bei sich, falls sie einen Notfall erleiden. Wissen Sie, die Kinder essen etwas und nehmen beispielsweise etwas Erdnussbutter zu sich und laufen Gefahr, an einer allergischen Reaktion auf Erdnussbutter zu ersticken. Glutenunverträglichkeit, Kasein-Intoleranz. Kinder, die keine Milch vertragen, oder keinen Weizen. Oder keine Erdnüsse. Verstehen Sie, all’ das haben wir heute an Schulen.
Kinder dürfen keine Geburtstagsküchlein mehr mitbringen, weil es inzwischen so viele Kinder gibt, die das nicht mehr vertragen. Es ist aberwitzig. Und es ist eine Folge davon, dass Glyphosat das Glycin in den Proteinen verdrängt.
Etwa im Gluten, oder im Kasein. Es wird in das Protein synthetisiert mit der Folge, dass das Protein kaum noch verstoffwechselt werden kann. Denn genau das ist das, was Glyphosat macht.
Wenn es einmal integriert ist, wird es sehr schwer, das Protein aufzubrechen.
Es gelangt auch in die Verdauungsenzyme. Anthony hat das untersucht. Er hat Trypsin vom Schwein, Pepsin und Lipase genommen. Das sind Enzyme, die von der Bauchspeicheldrüse ausgeschüttet werden.
Er hat sie bestellt und getestet. Alle drei waren hochgradig mit Glyphosat belastet. Menschen, die dieses Trypsin als Verdauungshilfe zu sich nehmen, nehmen Glyphosat zu sich, wenn sie Trypsin als Ergänzung einnehmen. Ihr eigenes Trypsin ist auch mit Glyphosat belastet.
Dies hat zur Folge, dass es seine Funktion nicht mehr erfüllen kann, weil es an vier Stellen sehr viele Glycin-Moleküle hat, die unterschiedliche Aufgaben für das Trypsin haben. In jeder dieser Regionen hätte ein Ersatz des Glycin mit Glyphosat eine schwere Störung zur Folge.
Trypsin wäre dann nicht mehr in der Lage, Eiweiß zu verdauen, erst recht kein Eiweiß, dass seinerseits Glyphosat enthält und dadurch nicht nur schwer verdaulich wird, sondern auch ein noch stärkeres Allergen.
Schließlich führt Glyphosate auch noch zu einem „Leaky Gut“. Ein kürzlich erschienener Aufsatz beschreibt, wie Glyphosat die Darmwand durchlässig macht. Damit geht es also um „Leaky Gut“, um unverdauliche Proteine, die in den Blutkreislauf gelangen und das Immunsystem stimulieren, indem Antikörper gebildet werden, und schließlich, mittels einem Prozeß namens „Molekulare Mimikry“ zu Auto-Antikörpern führen, die das körpereigene Gewebe angreifen.
Wir haben es also mit einem ganzen Strauß unterschiedlicher Erkrankungen zu tun: Autoimmunreaktionen gegen eigenes Gewebe, wie Kollagen, in dem sehr viel Glycin synthetisiert wird. Dieses Glycin wird ersetzt. Dann haben wir Autoimmunreaktionen gegen die Schilddrüse. Alle Arten von Problemen. Angriffe gegen Folat-Rezeptoren. So viele Probleme, die alle im Zusammenhang stehen ….
Und natürlich gibt es die Myelinscheide [Markscheide]. Ich glaube, im Fall von Autismus erfolgt eine Autoimmunreaktion gegen die Markscheide der Nervenzellen als Folge molekularer Mimikry im Gehirn, wodurch die Neuronen gestört werden. Es ist ein Albtraum. Multiple Sklerose ist ein weiteres Problem, bei dem die Markscheide angegriffen wird vom eigenen Immunsystem.
Wir haben diese vielen Proteine, die unser Immunsystem zur Produktion von Antikörpern bringen, die sich am Ende zu Auto-Antikörpern entwickeln, weil sie eigenes Gewebe angreifen. Die epidemischen Erkrankungen und die Autoimmunerkrankungen sind eine Folge dessen.
VB: Dr. Steven Gundry, den Sie kennen, war auch hier im Interview, um sein Buch „The Plant Paradox“ zu diskutieren. Er nennt Glyphosat einen der „sieben tödlichen Disruptoren“ weil sie die Probleme, welche Lektine hervorrufen, verstärken. Unser Publikum ist mit diesem Problem also bereits vertraut.
Stephanie, was kann jeder Einzelne von uns tun, um die Gefahren durch Glyphosat kurzfristig zu mindern?
Also, natürlich ist es unerlässlich, auf politische Maßnahmen zum Verbot von Glyphosat zu dringen. Aber was kann man in der Zwischenzeit tun? Welche Möglichkeiten gibt es?
SS: Gut. In den USA haben wir exponentielles Wachstum beim Angebot von biodynamisch erzeugten Nahrungsmitteln. Wir müssen vieles importieren, weil unsere Farmer den Bedarf nicht befriedigen können.
Aber ich bin sehr froh darüber, dass mehr und mehr Menschen aufwachen. Die Leute merken, dass eine Umstellung zu biodynamischer Ernährung ihrer Gesundheit gut tut. Viele Menschen sind krank und frustriert. Sie stellen fest, dass es ihnen besser geht, wenn sie biodynamisch zertifizierte Nahrung zu sich nehmen.
Immer mehr Menschen folgen diesem Weg, weshalb wir enormes Wachstum erleben was das Angebot im Supermarkt angeht. Täglich kommen neue Produkte hinzu, und das ist sehr erfreulich. Wenn ich mit meinem Mann einkaufen gehe, kaufen wir ausschließlich zertifiziert biodynamische Waren.
Das sind wir konsequent…
Sogar Gewürze, und auch Alkohol. Bier und Wein. Es gibt nur wenige Anbieter für zertifiziertes Bier. Ich nehme an, dass Sie wissen. Verschiedene deutsche Biere sind getestet worden, und sie hatten sämtlich Glyphosat-Rückstände. Das ist nicht gut.
Man kann … biodynamisch essen ist also ein wichtiger Aspekt, den jeder für sich beachten kann.
Ich empfehle auch fermentierte Nahrung, weil unsere Darmbakterien von Glyphosat so gut wie komplett zerstört werden. Fermentierte Nahrung kann also helfen, die Darmflora wieder zu erneuern. Also Joghurt, Kimchi oder Sauerkraut, auch Apfelessig.
Wir verwenden zertifizierten Apfelessig, um unser Salatdressing herzustellen. Denn diese fermentierten Nahrungsmittel, allen voran Apfelessig, enthalten einen Bakterienstamm namens Acetobacter, der zu den wenigen Organismen zählt, die Glyphosat zersetzen und für ihren Stoffwechsel nutzen können.
Acetobacter kann Glyphosat vollständig zersetzen. Das ist wunderbar. Wenige Organismen sind dazu in der Lage. Glyphosat hat eine sogenannte CP-Bindung, also eine Bindung aus Kohlenstoff und Phosphor, die nur sehr schwer aufgelöst werden kann. Nicht viele Organismen sind dazu in der Lage. Acetobacter schon.
Also ein guter Grund, solche Nahrung zu sich zu nehmen.
VB: Was halten Sie von Heilerde, wie etwa Bentonit?
SS: Ja, Bentonit Erde, also organische Stoffe des Bodens, wie Fulvinsäure oder Huminsäure. Eine europäische Studie an Kühen, die Monika Krüger [Leipzig] vorgelegt hat. Dr. Krüger hat an Kühen eine Studie durchgeführt, die man Glyphosat ausgesetzt hat.
Man hat das Glyphosat im Urin nachgewiesen, und ihnen Bentonit Erde, Sauerkrautsaft, Fulvinsäure und Huminsäure zugefüttert.
Die Studie verzeichnete eine Gesundheitsverbesserung der Kühe. Die Glyphosatkonzentration im Blut verringerte sich. Das war eine sehr schöne Studie.
Es gibt auch einige Produkte auf dem Markt, über die ich aber nichts sagen kann. Sie sind im Angebot und enthalten diese Stoffe. Daneben sind Mineralien sehr wichtig. Wir verwenden Meersalz anstelle von NaCl-Tafelsalz. Es ist wichtig, ein natürliches Meersalz zu verwenden, anstatt von nur Natrium und Chlorid im Salz.
Sie brauchen Mikronährstoffe, denn gerade Mineralien werden von Glyphosat entzogen. Sie sind also nicht nur gebunden, sondern sie stehen nicht mehr [für Enzymreaktionen] zur Verfügung.
Glyphosat hemmt daneben die Proteine, die notwendig sind für den Transport und die Aufnahme von Mineralien. Es ist eine Katastrophe, was Mineralien betrifft.
Meiner Meinung nach führt Glyphosat also zu einer Vergiftung und auch zu einem Mangel. Mangan, Eisen, Kupfer, alle derartigen Mineralien. Es kommt zu Toxizität und zu einem Mangel gleichzeitig in betroffenen Menschen, die Glyphosat ausgesetzt sind. Weil es die Transportmechanismen des Körpers zerstört. Also, mineralische Ergänzungen. Basenbäder empfehle ich auch sehr.
Und ganz grundsätzlich Nahrung reich an organischem Schwefel. Ich habe festgestellt, dass Glyphosat Schwefel komplett zerstört, vor allem Sulfat. Ich habe sehr intensiv über Sulfatmangel publiziert, der sowohl in Autismus, als auch mit hoher Wahrscheinlichkeit bei Alzheimer eine Rolle spielt.
Autistische Kinder haben einen Mangel an Heparinsulfat in den Hirnkammern [Ventrikeln]. Heparinsulfat ist ein sehr, sehr wichtiges Schwefelmolekül in der extrazellulären Matrix. Dieser Mangel ist meiner Meinung nach ein Schlüsselmerkmal bei Autismus.
Und Sulfat ist sehr komplex. Es ist schwer zu synthetisieren, schwer zu transportieren, schwer zu empfangen, wenn Glyphosat beteiligt ist. Störungen in jeder Hinsicht sind die Folge.
VB: Wow, das war faszinierend! Vielen Dank für diese wunderbare Unterhaltung! Dr. Stefanie Seneff! Ich werde diese Unterhaltung nun für das deutschsprachige Publikum übersetzen.
SS: Das wäre wundervoll. Vielen Dank dafür! Ich weiß, wieviel Arbeit darin steckt.
VB: Ja. Das wird gemacht. Es ist ein Beitrag, um das Bewusstsein zu erzeugen, was hier nötig ist. Deutschland hat in vieler Hinsicht eine andere Kultur. Sie hat Vorteile und Nachteile. Das Verständnis für integrative Medizin, für Mikronährstoffe kommt häufig aus den USA. Deshalb müssen wir viel Übersetzungsarbeit leisten, um die Zusammenhänge ins Bewusstsein zu integrieren und in unsere Kultur. Ihr Vortrag war diesbezüglich sehr wichtig!
Wir freuen uns darauf, Ihre Arbeit weiter zu verfolgen. Haben Sie ein besonderes Projekt auf Ihrer Agenda? Vielleicht ein Buch?
SS: Ja, ich schaffe es hoffentlich, eines Tages ein Buch zu schreiben. Das wird so sein. Momentan habe ich alle Hände voll zu tun, Aufsätze zu publizieren. Es ist tatsächlich nicht leicht, eine Veröffentlichungszusage zu bekommen.
Deswegen bin ich den Open Access Plattformen so dankbar, weil dort Forschungsarbeiten überhaupt veröffentlicht werden können, die sonst nicht erscheinen würden. Denn das ist das, was mit mir gemacht wird. Egal wo ich einen Aufsatz einreiche. Die Texte werden zurückgeschickt, ohne eine Stellungnahme. Ich gehe also davon aus, dass mein Name auf dem Index steht. Keine etablierte Fachzeitschrift nimmt etwas von mir an. Und deswegen erscheint dort nichts von mir. Es frustriert mich sehr, dass sie [die Industrie] die Mittel haben, mich zu zensieren.
Denn das ist es, was passiert. So ziemlich überall. Zum Glück gibt es die Open Access Journals, die bereits sind, meine Arbeit zu publizieren.
Auf diese Weise wird meine Arbeit veröffentlicht, und so wird sie auch bekannt, weil der Leser nicht vierzig Dollar zahlen muss. Das ist gut.
Die Leute können es lesen und sich eine eigene Meinung bilden. Sie müssen entscheiden, ob meine Argumente Sinn machen. Ich finde, es macht großen Sinn!
Ich bin sehr sicher, dass ich richtig liege. Deswegen achte ich sehr drauf, diese Giftnahrung nicht zu essen. Ich hoffe, dass ich nicht an Alzheimer erkranke. Ich glaube, dass es für unser Land sehr schwierig werden wird. Das Glyphosat ist überall. In der Luft, im Wasser, es ist, nebenbei bemerkt sehr wahrscheinlich auch in den Medikamenten. In Impfstoffen, es ist wirklich überall, Es ist in der Baumwolle von Tampons, in den Hygienprodukten. Es ist einfach überall. Sie können dem kaum ausweichen, wenn sie in den USA leben. Einfach unmöglich.
VB: Ja, um so mehr Grund haben wir, auf der Hut zu sein, sich der Risiken bewusst zu sein. Herzlichen Dank nochmals, für diese spannende Unterhaltung, Dr. Stephanie Seneff! Ihnen das Beste!
SS: Vielen Dank, auf Wiedersehen!
3 Gedanken zu „Seneff: Monsanto weiss von den Gefahren“