Immer deutlicher treten die Umstände zutage, die zu der panischen Reaktion geführt haben, mit der Regierungen auf der ganzen Welt auf das Auftreten des neuartigen Coronavirus SARS-CoV2 reagiert haben: es waren die Bilder von in ihren Wohnungen eingesperrten Bewohnern von Wuhan, es waren die und es waren Berechnungen wie jene von Prof. Neil Ferguson, der Millionen von Toten vorhersagte.
Wissenschaftler und Praktiker, die vor überstürzten Schlüssen warnten, wurden als Corona-Leugner und abgetan, oder fanden trotz klarer Aussagen zu eigenen Befunden kein Gehör.
In einem sehenswerten Interview hat nun Professorin Sunetra Gupta (Oxford University) ihre Einschätzung bestätigt, wonach die Pandemie sich „im Abgang“ (on its way out) befinde. Auch wenn noch wichtige serologische Studien ausstehen, sei von einer erheblich niedrigeren Lethalität (Tödlichkeit) des Virus auszugehen. Der Lockdown werde mit einiger Wahrscheinlichkeit negative Wirkung auf die Immunität und Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung haben.
Eingangs des Gesprächs (Minute 2:30) kritisiert die renommierte Epidemiologin – die auch vom Robert-Koch-Institut – angewandte Methode, den Verlauf der Epidemie auf die ermittelten Infektionszahlen zu stützen, als völlig unzuverlässig. Einzig die Todesfallzahlen böten eine Grundlage für seriöses Modelling. Wie Fallzahlen (positiv Getestete) in eine verantwortliche Diskussion über Maßnahmen Eingang finden konnten, bezeichnet Gupta als „völlig unverständlich“ (Minute 20:45), da diese Größe allein von der Testkapazität und der Anzahl von Tests abhinge.
Der Unterschied zwischen den Ansätzen bestehe in der Grundannahme: Das Imperial Modell von Ferguson habe unterstellt, dass die Epidemie zum Zeitpunkt der Berechnung (Anfang März 2020) gerade erst im Land Fuß gefasst habe und die bis dahin angefallenen Toten Ausdruck einer hohen, gefährlichen Infektionssterblichkeit seien.
Demgegenüber geht das Oxford-Modell davon aus, dass bereits im März mehrere Wochen lang das Virus im Land, und entsprechen mehr Menschen infiziert gewesen seien. Die Todesfälle verteilten sich somit auf eine erheblich höhere Dunkelziffer von Infizierten, was für eine geringere Gefährlichkeit von SARS-CoV2 spreche.
Es spreche viel dafür, so Gupta, dass Antikörper im Blut nicht der einzige Maßstab für Immunität sei. Es sei denkbar, dass das Virus besser als gedacht vom angeborenen Immunsystem neutralisiert werde. Sehr wahrscheinlich spiele auch die frühere Infektion mit anderen Coronaviren diesbezüglich eine positive Rolle für die Bewältigung von SARS-CoV2 (Minute 6:45). Serologische Studien über Antikörper bildeten demnach eine Untergrenze der Immunität, welche mit einiger Wahrscheinlichkeit durch andere, noch nicht bekannte Immunfaktoren ergänzt und robuster gemacht werde. Professor Gupta bezeichnete „zahlreiche Antikörpertests“ als sehr unzuverlässig (8:15).
Die Entscheidung für einen weitgehenden Lockdown bezeichnete Gupta als nachvollziehbar angesichts eines „möglichen, wenn auch nicht notwendigerweise plausiblen Wort-Case-Scenarios“. Allerdings sei die Entscheidung zur Fortdauer eines solchen Lockdowns vor dem Hintergrund einer relativ geringen Infektsstionssterblichkeit von weniger als 0.1% und angesichts horrender Kosten des Lockdowns für Gesundheit und Wirtschaft mehr und mehr fragwürdig. Gupta sprach sich (für Großbritannien) für eine eher rasche Aufhebung des Lockdowns aus. Auch die Streichung von Krankenhausbetten aus ökonomischen Gründen, die in England vor 30-40 Jahren eingeleitet worden sei, erweise sich als fatal für die Sicherheit von Schutzbedürftigen, sagte Gupta.
Bereits am 25. März hatte sich die Professorin für Epidemiologie an der Universität Oxford, kritisch zu den wahrscheinlich überhöhten Prognosen geäußert. Ohne Erfolg. Die Maßnahmen blieben in Kraft. Erst weitere drei Wochen später wurde die Studie auch wissenschaftlich unhaltbar. Nicht nur hatte der Kopf der Gruppe, Neil Ferguson, persönlich gegen Distanzmaßnahmen verstoßen. Auch der verwendete Code der Berechnung wurde fachlich als fehlerhaft entlarvt.