Drama um Vitamin D-Empfehlungen

Mit großer Regelmäßigkeit führen Warnungen in den Medien zu besorgten Nachfragen auch hier im Blog: Ist es nicht gefährlich, Vitalstoffe zu supplementieren? Diese Sorgen von Lesern nehme ich sehr ernst, denn es ist in der Tat verständlich, dass eine widersprüchliche Nachrichtenlage zu Verunsicherung führt. Jüngstes Beispiel war die Warnung der US-amerikanischen Regierungsbehörde IOM, wonach Vitamin D und Calcium weniger Nutzen hätten als behauptet und Supplementierung der Nahrung möglicherweise gar mehr Schaden bringen könnte. Selbstverständlich wird eine solche Meldung prominent auch in deutschen Medien wiedergegeben. Aber was ist dran?
Nicht viel, meinen die Professoren Walter Willett (Harvard) und Heike Bischoff-Ferrari (Zürich) in einer gemeinsamen Stellungnahme zum IOM-Papier. Sie weisen darauf hin, dass das IOM in seiner Empfehlung zu Vitamin D, die Willett und Bischoff-Ferrari für zu niedrig (!) halten, einseitig auf den Nutzen von Vitamin D für die Knochengesundheit fixiert waren und andere Zusammenhänge, insbesondere die Bedeutung von Vitamin D für die Darmkrebsprophylaxe, ignoriert haben.
Darüber hinaus halten beide Wissenschaftler die IOM-Position zu Kalzium für bedenklich. Kalzium kann, wenn es isoliert eingenommen wird, sogar nachteilige Effekte haben. Es kommt zum einen auf die Form des Kalziums an. Kalzium aus organischen Quellen ist in hohem Maße bioverfügbar. Kalzium aus anorganischen Quellen muss vom Körper zunächst verarbeitet werden. In gleicher Zeit nimmt der Körper davon also weniger auf. Darüber hinaus ist es jedoch von entscheidender Bedeutung, dass parallel zur Kalziumaufnahme auch die notwendigen Co-Faktoren für die Kalziumresorption mit eingenommen werden. Dies sind insbesondere Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D (!) und Vitamin K 2.
Was mich persönlich sehr irritiert ist der nicht deklarierte Interessenkonflikt von Wissenschaftlern im IOM-Ausschuss. Offensichtlich hat der Einfluss eines Herstellers von synthetischem Vitamin D-Ersatz mit dazu beigetragen, die Zufuhrempfehlung des IOM in letzter Minute zu senken, wie die Alliance for Natural Health berichtet. Dr. Glanville Jones ist gleichzeitig an der Erarbeitung der IOM-Empfehlung beteiligt gewesen als auch Berater der Pharmaunternehmen Cytochroma und Receptor Therapeutics. Dies ist die Art von Intransparenz und Verschleierung, die dazu beiträgt, Verbraucher und Medien in die Irre zu führen.

Veröffentlicht von

Uwe Alschner

Uwe Alschner, Dr. phil. M.A., Traumdoc, Big Five for Life® Coach, ist begeisterter Blogger und Coach. Die Beiträge drehen sich vorwiegend um die Themen Eigenverantwortung, Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung.

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