Achtung Industrie!

Verbraucherschutz! Passender und ehrbarer kann kein Anspruch sein, den die Politik für ihr Wirken zum Wohle der Wähler formulieren könnte. Doch tatsächlich handelt es sich – allen durchaus oftmals ernst gemeinten Erklärungen zum Trotz hierbei um eine zwiespältige Sache. Denn was unter dem Mantel des Verbraucherschutzes daherkommt, entpuppt sich bei genauem Hinsehen nicht selten als eiskalte Entmündigung der Verbraucher. So zum Beispiel die hier bereits thematisierte Novelle des LFGB. Immer deutlicher wird dabei, dass vor allem eine Seite profitiert: Die Industrie!

Nun hat der Schweizer Nestlé-Konzern als einer der ersten europäischen Player bestätigt, mit einer Neugründung den Markt zwischen Nahrung und Pharma maßgeblich mitbestimmen zu wollen. Das zeigt vor allem eines: Vitalstoffe sind nicht nur sicher und wirksam – sie leisten auch einen entscheidenden Beitrag zur Gesunderhaltung der Bevölkerung! Na prima, wird der unbeteiligte Leser denken. Dann ist ja alles gut!? Eben nicht! Weil die Industrie mit Hilfe der Politik auf dem besten Wege ist, sich die Kontrolle über Herstellung und Vertrieb von Vitalstoffen zu sichern!
Denn genau das wäre die Folge, wenn Gesetzesänderungen wie aktuell beim LFGB wirksam würden. Darin wird festgeschrieben, dass zukünftig Vitalstoffe einem Zulassungsverfahren unterzogen werden müssen, welches die „Ungefährlichkeit“ feststellen würde. Damit wird die Beweislast umgekehrt. Nicht mehr gefährliche Stoffe würden verboten, sondern ungefährliche würden zugelassen. Grotesk, wenn man bedenkt, dass Vitalstoffe ausnahmslos jene natürlichen Substanzen sind, die dem Menschlichen Stoffwechsel seit Urzeiten zugrunde liegen. Sie werden damit in ihrer Behandlung auf eine Stufe gestellt mit künstlich erschaffenen anorganischen Verbindungen aus dem Labor.
Die Zulassungsverfahren sind vor allem deshalb bedenklich, weil sie sehr umfangreich und teuer sind. Nur Industriebetriebe können sich solche Verfahren leisten, weil sie sich diese mit den Gewinnen aus patentierbaren Erfindungen finanzieren. Natur lässt sich jedoch nicht patentieren, was zu einem entscheidenden Nachteil für kleine Hersteller von Vitalstoffen führt. Es ist ein bewährtes Mittel zur Verdrängung unliebsamen Wettbewerbs, die Standards soweit zu heben, dass andere nicht mehr mithalten können. Bezeichnend, dass Nestlé neben der Gründung eines Nutrition-Vertriebs gleichzeitig auch den Ausbau der Forschungskapazitäten verkündete, die für entsprechende Zassungsverfahren erforderlich sind.
Die kleine Hersteller müssen ihre Hausaufgaben machen und sich organisieren. Doch auch die Verbraucher müssen sich artikulieren. Selbst jene, die Vitalstoffen bisher skeptisch gegenüber standen. Sie alle müssen der Politik in Person ihrer jeweiligen Wahlkreisabgeordneten klar machen:
Will die Politik ihre Handlungsspielräume auf dem Gebiet der gesunden Ernährung nicht vollends verlieren und sich einseitigen Industrieinteressen nicht ähnlich schutzlos ausliefern wie in der Gesundheitspolitik, sollte sie ihre kritische Haltung zu Vitalstoffen überdenken. Anstatt unsinnge Zulassungsverfahren zu ersinnen, sollte sie die Grundlagenforschung intensivieren und der Bevölkerung die Angst vor Vitalstoffen nehmen! Vitalstoffe sind Leben!

Veröffentlicht von

Uwe Alschner

Uwe Alschner, Dr. phil. M.A., Traumdoc, Big Five for Life® Coach, ist begeisterter Blogger und Coach. Die Beiträge drehen sich vorwiegend um die Themen Eigenverantwortung, Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung.

4 Gedanken zu „Achtung Industrie!“

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag. Das ist bisher ganz und gar an mir vorübergegangen. Das ist ja wirklich mal wieder so ein Schildbürgerstreich. Und wirklich verrückt, daß man jetzt das gesunde und natürliche auch noch aufwendig nachweisen muß.
    Ich bin sicherlich nicht jemand, der die großen Unternehmen grundsätzlich verdammt, aber es entspricht auch meiner Erfahrung, daß viele wirklich wichtigen Neuerungen oftmals von Einzelpersonen oder kleinen Firmen zuerst entwickelt werden und es wäre schlecht für die Verbraucher wenn diese „player“ zukünftig nicht mehr wirklich am Geschehen teilhaben könnten.
    Aber vielleicht fängt das Problem der Verunsicherung der Verbraucher ja schon damit an, diese natürlichen Bestandteile unserer Ernährung als „Vitalstoffe“ zu bezeichnen. Ein müglicherweise kompliziertes Wort, daß viele Menschen verschreckt? Was meinen Sie?

    1. Richtig! Das Problem ist nicht, dass „Große“ am Marktgeschehen teilnehmen, sondern dass sie hinter den Kulissen für die Einführung „objektiver“ oder „sicherer“ Standards sorgen, die die „Kleinen“ Pioniere und Know-How-Träger nicht oder kaum mitgehen können. So entstehen Oligopole, die für den Verbraucher unter dem Deckmantel des Verbraucherschutzes tatsächlich nachteilig sind.
      Den Begriff Vitalstoff habe ich nicht erfunden, sondern übernommen. Er ist meines Erachtens allerdings geeigneter weil charakteristischer als der technokratische Terminus Nahrungsergänzung. Ohne Vitalstoffe ist der Zellstoffwechsel biochemisch nicht denkbar und damit Leben nicht möglich. Die Forschung spricht von Mikronährstoffen in Abgrenzung von Makronährstoffen.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

Gravatar
WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Google Foto

Du kommentierst mit Deinem Google-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.