Wissenschaft? Sauber?

Wissenschaftlich alles andere als sauber: finanzielle Interessen bei Wissenschaftlern, die sich für Hersteller aus dem Anwendungsbereich ihres Fachgebietes engagieren
Wissenschaftlich alles andere als sauber: finanzielle Interessen bei Wissenschaftlern, die sich für Hersteller aus dem Anwendungsbereich ihres Fachgebietes engagieren
Immer wieder werden in den Medien Berichte über die vermeintlichen Gefahren (worst case) oder fehlenden Nutzen (best case) von Vitalstoffen publiziert. Ein regelrecht satirischer Beitrag des zeigt jetzt, wie in mehrfacher Hinsicht fragwürdig (um nicht strafrechtliche Bewertungskriterien zu zitieren) diese Verquickung von Medienschlampigkeit und wissenschaftlichem Schein wirklich ist.

Am Beispiel einer erfundenen Diät mit Schokolade zeigen die Autoren Diana Löbl und Peter Onneken, wie leicht eine gefälschte Studie erstellt und in einem Fachjournal publiziert werden kann. Peer Review, ein vermeintliches Gütesiegel zur Sicherung wissenschaftlicher Qualität, hat sich in dem Beispiel für mickrige 600 Euro Publikationsgebühr sprichwörtlich kaufen lassen. Als Folge hat sich die Meldung über den ausgedachten Schlankheitswert von Schokolade zunächst bundesweit in Leitmedien wie BILD, und dann international in Europa, USA bis ins Frühstücksfernsehen nach Australien verbreitet. Ohne dass es eine wissenschaftliche Grundlage gab.

Verantwortlicher Medizinjournalismus hätte diese Schwäche entdecken und aufdecken müssen. Statt dessen wurde die Falschmeldung in die Welt hinaus posaunt. 

Dass mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zahlreiche Berichte über vermeintliche Gefahren oder fehlenden Nutzen von Vitalstoffen substanzlos gewesen sind, lässt sich anhand des Schokolade-Fake im ZDF nicht nur vermuten: zu Wort kommt auch ein oft zitierter Kritiker.

Professor Hans Hauner von der TU München muss vor laufender Kamera zugeben, dass seine „wissenschaftlichen Empfehlungen“ für industrielle Diät-Produkte auf handfesten finanziellen Interessen beruhen, die ihn, den hoch angesehenen Wissenschaftler, mit dem Hersteller der Diät-Produkte verbinden

Und mehr noch: zu seiner Entschuldigung führt der Ordinarius (ein einstmals angesehener wissenschaftlicher Respektstitel) ganz beiläufig an, dass es mit der Wissenschaftlichkeit von medizinischen Studien selten weit her ist. Hauner: für 85 Prozent dessen, was „wir in der Medizin“ tun, gebe es keine harte Evidenz. Damit entzieht Hauner ganz nebenbei den Pauschalurteilen über Vitalstoffe jede Grundlage und bestätigt, was erfahrene Wissenschaftler wie Bruce Ames seit jeher sagen: Doppelblindstudien können die komplexen Zusammenhänge im Stoffwechsel nicht wirklich abbilden. Dazu sind zu viele Faktoren beteiligt und Wirkzusammenhänge zu vielschichtig. 

Einzig Beobachtungen über längere Zeiträume können hier Erkenntnisse liefern. Und diese Beobachtungsstudien gibt es zahlreich seit langem und mit eindeutigem Trend: 

Vitalstoffe sind wichtig für die Gesundheit, sie sollten ausreichend, nicht isoliert genommen werden und in ihrer natürlichen molekularen Form (ohne synthetische Veränderungen) enthalten sein. 

Was soll also das billige Gerede über gefährliche Vitalstoffe? Zu viel Schokolade gegessen??
  

Veröffentlicht von

Uwe Alschner

Uwe Alschner, Dr. phil. M.A., Traumdoc, Big Five for Life® Coach, ist begeisterter Blogger und Coach. Die Beiträge drehen sich vorwiegend um die Themen Eigenverantwortung, Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung.

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