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Corona: »Als Virologin an der Ehre gepackt«

Angst bestimmt die Debatte um das neuartige Coronavirus „SARS-Corona 2“. Medienberichte über Tote in Italien gehen an die Nieren jedes Betrachters. Dennoch sollten wir uns hüten, die daraus folgenden Entscheidungen für den Umgang mit dem Virus in Deutschland auf dieser Ebene zu treffen.

Die Politik in Bund und Ländern ist verantwortlich für die Gefahrenabwehr. Keine einfache Entscheidung. Gleichwohl sind Gebote der Verhältnismäßigkeit zu beachten. Angesichts des Umgangs mit mahnenden Stimmen der Vorsicht überrascht es nicht, wenn nur wenige aktive Wissenschaftler wagen, wie der Bonner Virologe Hendrick Streek vorsichtige Zweifel zu äußern.

Um so erfreulicher ist es, dass die renommierte Virologin Prof. Dr. Karin Moelling bereit war, in einem Exklusiv-Interview über ihre Kritik an den „zu weitgehenden Maßnahmen“ zu sprechen.

Frau Professor Moelling weiss, wovon sie spricht: Sie hat in Ihrer Eigenschaft als Lehrstuhlinhaberin für Virologie an der Universität Zürich die dortigen Behörden wie auch das Weltwirtschaftsforum in Davos beraten.

Ein Abflachen der Epidemie in China sei kein Sieg über das Virus. Dieses verschwinde nicht einfach, sondern werde mit dem neuen Wirtschaftswachstum (und der damit verbundenen Mobilität) wieder aufflammen. Demzufolge seien Maßnahmen zur Eindämmung von Infektionszahlen fragwürdig, da sie keinen Schutz gefährdeter Menschen bedeuten, weil die Bevölkerung keine „Herden-Immunität“ entwickeln könne. Ein mehrfaches Auf- und Ab- der Isolationsmaßnahmen sei daher wirtschaftlich kaum durchzuhalten.

Demgegenüber sprächen zahlreiche Faktoren dafür, dass das Virus keine große Gefahr für die Mehrzahl der Bevölkerung beinhalte, und dass Entwicklungen, wie sie in China und Italien zu beobachten waren, in Deutschland wenig wahrscheinlich seien. Moelling spricht sich dafür aus, gefährdete Personen vor dem Kontakt mit dem Virus zu schützen, die Restbevölkerung jedoch mit den bekannten Schutzmaßnahmen (Hygiene, Abdeckung von Mund und Nase beim Betreten von öffentlichen Räumen, eingeschränkter Kontakt mit gefährdeten Personen) ein verhältnismäßig wenig beeinträchtigtes Arbeitsleben und einen kontrollierten Schulalltag führen zu lassen. Auf diese Weise sei Herdenimmunität am Schnellsten zu erreichen. Und ein Ende der Epidemie.

* Hinweis: Karin Moelling spricht als Privatperson und nicht für das Max-Planck-Institut oder die Universität Zürich.