Das Beispiel Schwedens wird von Deutschlands Politik und den Medien nahezu einhellig als Argument verwendet, um Fragen nach der Verhältnismäßigkeit der hiesigen Maßnahmen zur Abwehr möglicher Gefahren durch das neuartige Coronavirus SARS-CoV2 zu deligitmieren.
Mehr Tote pro Kopf und ein erneuter Anstieg der Fallzahlen seien der Beweis für die Richtigkeit der deutschen Maßnahmen, auch wenn Fachleute wie der Bonner Virologe Hendrik Streeck ebenfalls früh darauf hingewiesen haben, dass der Lockdown Mitte März erfolgte, bevor überhaupt die zuvor erlassenen Maßnahmen, die eher auf der Linie Schwedens lagen und in einem Appell an die Besonnenheit der Bevölkerung sowie in Absagen von Großveranstaltungen (Super-Spreading-Events) überhaupt auf ihre Wirksamkeit hätten zeigen können.
Um so bedeutsamer ist nun dieses Interview des britischen YouTube-Kanals Unherd mit der Schwedischen Ärztin und Forscherin am renommierten Karolinska-Institut, Dr. Soo Aleman.
Aleman ist sowohl in der Behandlung von Covid-Patienten tätig, als auch als Wissenschaftlerin an Schwedens wichtigster medizinischen Forschungseinrichtung tätig. Sie hat gemeinsam mit weiteren Kollegen nun eine Studie durchgeführt, die Aufschlüsse darüber lieferte, warum trotz nur begrenzter Antikörper-Nachweise in kaum mehr als zehn Prozent der schwedischen Bevölkerung dennoch ein kontinuierlicher Trend der Abnahme sowohl von Hospitalisierungen (schwere Fälle) als auch von Covid-19-Sterbefällen in Schweden verzeichnet wird.
Ihre Antwort auf diese Frage: weil erstens leichte Infektionen keine Antikörpernachweise nach sich ziehen müssen, da – zweitens – T-Zellimmunität bei mindestens dreißig Prozent der Bevölkerung nachweisbar ist. Die Abwehr von SARS-CoV2 ist somit nicht auf die Ebene der Antikörperbildung gegen das Virus reduziert. Alemann weist darauf hin, dass mindestens 30 Prozent der schwedischen Bevölkerung mit dem Virus in Kontakt gekommen und die Krankheit durchgemacht haben dürften, möglicherweise sogar mehr, was jedoch aufgrund der Anforderungen an wissenschaftliche Eindeutigkeit nicht konkret gezeigt und somit auch nicht behauptet werden kann.
Die Zahl der ansteigenden Fälle sei dagegen nicht besorgniserregend, da dies mit inzwischen besseren Testkapazitäten erklärbar ist: „Wir haben nicht mehr Fälle, wir sehen nur mehr“, da zuvor aufgrund von knappen Testkapazitäten nur deutlich symptomatische Patienten getestet worden seien. Inzwischen könne sich jeder Mensch in Schweden kostenlos testen lassen, was viele auch in Anspruch nehmen, wodurch nun sehr viele asymptomatisch Infizierte sichtbar würden, so Alemann.
Zwar sei es noch nicht möglich, die Frage zu beantworten, ob Schweden den besseren Weg gegangen sei. Das sei erst in etwa zwei Jahren im Vergleich zu allen Sterbezahlen in Europa und der Welt möglich. Allerdings sei der Schwedische Weg im Land selbst, in der Bevölkerung, von hoher Akzeptanz getragen. Kritik werde vorwiegend im Ausland geäußert. Eine wissenschaftliche Grundlage für diese Kritik gebe es jedoch ebensowenig wie einen wissenschaftlichen Beleg für die Richtigkeit. Aber es gibt immer neue Erkenntnisse für andere Formen der Immunität!
Als Beobachter fällt auf, dass es einem Informationsangebot aus dem Ausland vorbehalten bleibt, über solche wichtigen Forschungen zu berichten – UnHerd kommt aus Großbritannien und hat bereits zahlreiche substanzielle Interviews zur sachlich-objektiven Diskussion der Covid-Krise geleistet. Es wäre doch eine Kernaufgabe des gebührenfinanzierten Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks solche Interviews dem deutschen Publikum zu präsentieren, auch wenn, oder gerade weil es eine Ergänzung zur sehr einseitigen Berichterstattung in hiesigen Medien darstellen würde auf einem Gebiet, da alle Wissenschaftler immer wieder betonen, dass zu wenig gesicherte Informationen bekannt seien. Zu wenig gesicherte Informationen bedeutet nichts anderes als dass es eben auch keine Grundlage gibt, die trotz milder Verläufe in Deutschland, trotz sehr geringer Infektionszahlen und trotz Unterschreitung der ursprünglichen Zielwerte (Flatten the Curve) eine restriktive und bevormundende Coronapolitik rechtfertigt.
Schweden ist jedenfalls kein abschreckendes Beispiel mehr. Die Lage normalisiert sich, die Menschen distanzieren sich nur noch begrenzt – und die steigenden Infektionszahlen sind ein Resultat steigender Testzahlen. Schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle gibt es auch in Schweden immer weniger!
Guter Beitrag â hoffe, die Nachdenkseiten, denen ich diesen habe zukommen lassen, verweisen in ihrer Rubrik videohinweise am Mittwoch darauf